So beurteilen Anbieter und Kunden das neue Krüglmarkt-Konzept in Amberg (2024)

Christina Chambers (links) aus Wolfsbach (Gemeinde Ensdorf) ist zum ersten Mal mit einem Stand am Krüglmarkt in Amberg vertreten. Möglich macht das eine Änderung des bisherigen Konzepts.

Bild: Wolfgang Steinbacher

Den Krüglmarkt gibt es in Amberg seit 1987. Anfänge sollen bis ins frühe 17. Jahrhundert zurückreichen.

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Auch Carmen Nägerl (rechts) aus Amberg macht zum ersten Mal beim Krüglmarkt mit.

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Der Krüglmarkt in Amberg findet am Malteserplatz und in Teilen der Georgenstraße jährlich rund um den Georgstag (Georgi) am 23. April statt.

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Beim Krüglmarkt gab es viel zu sehen und zu kaufen. Zum Beispiel auch Alltagsgegenstände und Deko aus Holz.

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Bei optimalen äußeren Bedingungen stand am Wochenende 27./28. April in Amberg wieder der Krüglmarkt auf dem Programm.

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Keramikwaren und Getöpfertes sind die Klassiker beim Krüglmarkt in Amberg.

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Der 70 Jahre alte Michael Borkes (links) lebt in der Nähe von Kufstein in Tirol und kommt seit 1987 jedes Jahr nach Amberg, um seine Töpferwaren zu verkaufen. Gern singt er für die Krüglmarkt-Besucher ein Lied und begleitet sich dabei selbst auf der Gitarre.

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Der Krüglmarkt lockte in Amberg am Wochenende wieder unzählige Menschen in die Altstadt.

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Zwischen den Ständen von Michael Borkes, Carmen Nägerl und Christina Chambers liegen nur ein paar Meter. Noch vor einem Jahr wäre es unvorstellbar gewesen, dass alle drei Anbieter beim Krüglmarkt in Amberg Kollegen und Nachbarn werden. Während der 70-jährige Töpfer aus Rattenberg bei Kufstein im österreichischen Bundesland Tirol seit dem ersten Krüglmarkt 1987 dabei ist und quasi längst zum Inventar gehört, sind die 31 Jahre alte Carmen Nägerl aus Amberg und die 37-jährige Christina Chambers aus Wolfsbach (Gemeinde Ensdorf) zum ersten Mal mit von der Partie – und damit Teil des neuen Konzepts. Dieses hat sich Veranstalter Anno Stock (44) aus Schwerte in Nordrhein-Westfalen einfallen lassen, nachdem er die Organisation vor einem Jahr von seinem Vater Gerhard übernommen hat. Der mittlerweile 82-Jährige hatte den Krüglmarkt, den es in Amberg bereits im frühen 17. Jahrhundert gegeben haben soll, 1987 neu belebt. Doch wie kommt die modernere Ausrichtung, ab sofort nicht mehr ausschließlich auf Töpfer-, Ton- und Keramikwaren, sondern auch auf anderes Kunsthandwerk wie Schmuck zu setzen, bei den alteingesessenen Anbietern und vor allem den Kunden an?

Jasmin Schneider, die in Berching im Landkreis Neumarkt lebt, findet diese thematische Öffnung "richtig gut". Die 38-Jährige sagt, dass sie früher öfter nach Amberg zum Krüglmarkt gefahren ist, "seit Corona aber nicht mehr". Am Samstag wagte sie einen neuen Anlauf, da sie von den "jüngeren Angeboten" erfahren hatte, wie sie es nennt: "Wenn man ein paar Mal hier war, ist man irgendwann mal durch." Die Ankündigung, neben Keramik und Waren aus Ton beispielsweise nun auch handgemachten Schmuck kaufen zu können, hatte nicht nur die zweifache Mutter aus dem Amberg-Sulzbacher Nachbarlandkreis neugierig gemacht, sondern auch Melanie aus Vilseck, die mit ihrem Mann Thorsten über den Malteserplatz bummelte. Der Plan des Ehepaares sah am Wochenende so aus: "Erst zum Bierfest, dann zum Krüglmarkt, dann wieder zum Bierfest." Auf den Zwischenstopp in der Altstadt hat Melanie bestanden, weil sie "gucken" wollte, "was es Neues gibt", wie sie im Gespräch mit Oberpfalz-Medien wissen ließ.

"Das Herzerl" zum ersten Mal dabei

Die Stände von Carmen Nägerl und Christina Chambers kamen da gerade recht. Nägerl startete vor zwei Jahren ihr eigenes Schmuck-Projekt mit dem Namen "Das Herzerl" und vertreibt ihre Eigenkreationen bislang ausschließlich online. Dann kam ihr mit Blick auf den Krügelmarkt und in dem Wissen, dass der neue Veranstalter 44 und nicht 82 Jahre alt ist, eine Idee: "Ich habe gefragt, ob ich mitmachen darf. Jetzt bin ich hier." Ihr sei es wichtig, "dem Herzerl ein Gesicht" zu geben und mit Kunden auch mal zu plaudern, was der Online-Handel prinzipiell ausschließt. Anno Stock ließ sich nicht zweimal fragen und sagte der 31-Jährigen zu, die nun vermutet: "Ich glaube, dass nicht nur ich glücklich bin, sondern es die Leute auch sind. Weil es was Neues gibt." Mit ihrer Premiere war die zweifache Mutter bereits am Samstagnachmittag zufrieden: "Die Leute nehmen das an, sind offen, interessieren sich und kaufen auch." Für den Krügelmarkt, der am Sonntag seine Fortsetzung fand, habe sie eigens Schlüsselanhänger entworfen, um zu testen, wie diese bei der Kundschaft ankommen. Gerade das ist in einem Online-Shop, wie sie einen betreibt, schwierig: "Ich habe keinen Laden, in den man reingehen kann. Deswegen ist es für mich optimal, mit Leuten direkt in Kontakt zu kommen, dass diese auch mal was anfassen und ausprobieren können."

Auch "Lieblingswerk" macht mit

Ähnlich geht es Christina Chambers. Die 37-Jährige aus Wolfsbach (Gemeinde Ensdorf) betreibt an der Viehmarktgasse in Amberg seit zwei Jahren ihr Geschäft "Lieblingswerk". Dort bietet sie jedem, der eigene Dinge kreiert und verkaufen möchte, aber keinen Laden hat, Regale auf Mietbasis an, um die Produkte dort zu platzieren. 40 Personen nutzen aktuell diese Chance. Für sie alle sei es eine gute Idee, sich weiterzuentwickeln und das Handgemachte nun einer größeren Kundenzahl präsentieren zu können. Deswegen musste sie nicht lange überlegen, als Anno Stock sie fragte, ob sie den Markt bereichern möchte. Gerade diese Neuerung mache die zweitägige Traditionsveranstaltung fit für die Zukunft, sagt Chambers und fühlt sich wohl damit. Schon am Samstagvormittag war ihr Stand gut besucht: "Es läuft. Das kommt sehr gut an. Das fühlt sich gut an." Von dem neuen Konzept, mehr Einheimischen Verkaufsflächen zu bieten, könne ganz Amberg profitieren, denn die meisten Anbieter, die bisher beim Krüglmarkt vertreten waren und es noch immer sind, verlassen die Stadt nach nur einem Wochenende wieder.

Um Zukunft nicht bange

Wie zum Beispiel Michael Borkes aus Rattenberg bei Kufstein in Tirol, seines Zeichens dienstältester Standbetreiber und seit der Premiere im Jahr 1987 dabei. Die Konzeptänderung, den Markt um modernere Sortimente zu erweitern, findet er gut: "Es ist natürlich okay, wenn jetzt andere Anbieter dazukommen." Jedoch mit der Einschränkung: "Wenn es nicht zu viele werden." Das sieht auch Veranstalter Anno Stock so, weshalb es seit diesem Jahr eine Regel gibt. Mindestens 50 Prozent der Gewerbetreibenden müssen Töpfer sein, dazu kommen ausgesuchte Kunsthandwerker. "Aber nicht jeder", sagt Stock, der den Charakter des Marktes nicht grundlegend verändern möchte. Michael Borkes, der zwischen den Verkaufsgesprächen gern mal ein Lied singt und sich selbst auf der Gitarre begleitet, steht hinter dem, was sich Anno Stock in Absprache mit der Stadt Amberg hat einfallen lassen, denn: "Irgendwas musste man machen, weil wir werden sonst immer weniger." So aber sei ihn um die Zukunft des Krüglmarkts nicht bange.

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So geht es nach dem Wechsel des Veranstalters mit dem Krüglmarkt in Amberg weiter

Amberg15.04.2024

Hintergrund:

Über den Krüglmarkt

  • Schon im frühen 17. Jahrhundert sollen in Amberg auf einem Krüglmarkt die ersten Tonwaren gehandelt worden sein.
  • Die Gründe, warum diese begonnene Tradition für viele Jahre unterbrochen wurde, sind nicht bekannt.
  • Im Jahr 1987 griff Marktveranstalter Gerhard Stock die Tradition wieder auf.
  • Seither finden sich Jahr für Jahr bis zu 40 Aussteller auf dem Malteserplatz und der angrenzenden Georgenstraße ein, um dort ihre handgetöpferte Keramik anzubieten.
  • Mit knapp 81 Jahren hat Gerhard Stock den Amberger Krüglmarkt 2022 letztmals veranstaltet.
  • Seit 2023 führen sein Sohn Anno Stock und dessen Partnerin, Joana Mader, die Veranstaltung weiter.
So beurteilen Anbieter und Kunden das neue Krüglmarkt-Konzept in Amberg (2024)

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